Trösterchen zum Jahresbeginn

1.461. Diese Zahl mal bitte merken. Hat nix mit Lotto zu tun. 1.461. Okay? Ich könnte euch jetzt wer-weiß-was erzählen. An einem Tag im Dezember fordert Donald Trump die Kontrolle über den Panama-Kanal ein, am Tag drauf beansprucht er Grönland – im Interesse der Sicherheit eine Notwendigkeit. Dann fällt ihm ein: „Oh, wie schön ist Kanada!“ Was kommt als nächstes: Brandenburg als 52. Bundesstaat, um eine reibungslose Tesla-Produktion zu ermöglichen? Die Palästinenser in die Region Donbass umsiedeln? Versteht ihr, was ich meine? Man kommt gar nicht mehr nach. Ich könnte mich stundenlang aufregen über Agent Orange, wie er da hockt und immer noch schäumt vor Wut und deshalb per Sekret regiert, mit einer Unterschrift, die wie ein Seismograph bei Erdbeben übers Papier schrappt. Der muss eine strapazierfähige Unterlage auf seinem Schreibtisch haben.

Ich habe allerdings nicht die geringste Lust dazu, mich aufzuregen, no, Sir! Keinen Bock, dauernd Panik zu schieben. Damit gebe ich ihm und seinem Mob doch viel zu viel Macht in die Hand. Man muss sowieso nicht auf jede Sau reagieren, die der Kerl durchs globale Dorf treibt. Der schmeißt erstmal mit Blendgranaten um sich. Ich will mich nicht den lieben langen Tag an all diesen Elendsgestalten abarbeiten müssen: Give Vance no chance, versteht ihr? Was erlaube Wanz? Was mischen diese Gruselgestalten sich in unseren Wahlkampf ein? Ausländer raus! Wir haben schon genug zu tun mit den ganzen Attentätern, die so gehäuft vor der Wahl auftreten, dass man sich schon fragen muss: Wer zur Hölle bezahlt die eigentlich? Dafür muss man nicht mal Verschwörungstheoretiker sein.

Es ist aber gut zu wissen, wohin ich mich wenden kann, wenn ich kurzfristig einmal Bedarf an schlechter Laune habe:

Willst du dir den Tag versauen

Musst du Donald Trump vertrauen.

Daniel Graf hat gerade in der Republik, einem schweizerischen Internetportal, geschrieben: „Man kann einem Hardcore-Narzissten keinen größeren Gefallen tun, als seinen zur Schau getragenen Tatendrang in ständig neuen Eilmeldungen zu protokollieren.“ Und Hanns Dieter Hüsch hat einmal gesagt: „Für solche Leute ist mir mein Programm zu schade.“ Der war immer mein Vorbild. Als ich früher mal Kabarett gemacht habe, war die Welt eine völlig andere, denn da gab es eindeutig weniger offiziell Irre in der Weltpolitik. Trump war ein Five-Letter-Word und hatte noch keine Frequent-Lyer-Meilen gesammelt. Erdogan war nicht komplett weggedriftet, Orban noch kein Diktator, sogar Ortega in Nicaragua war irgendwie okay. Weder hatte man von armseligen GestaltInnen wie Georgia Meloni in Italien gehört noch von Nazis wie Bernd Höcke. Überhaupt saß die AfD nicht mal im Bundestag. And who the fuck is Kickl? Let’s kickl some ass … Frankreich war noch nicht LePen in the ass. Putain … Putin allerdings hatte man schon die Krim überlassen, was ein gravierender Fehler war. Erst danach entwickelte er sich zum Pumlchef Kretin. Kann man mit Kabarett irgendetwas dagegen unternehmen? Nächste Frage, natürlich nur insgeheim: Wo bleiben eigentlich die Selbstmordattentäter, wenn man sie mal wirklich braucht?

Sind so kleine Hände

Nah am roten Knopf

Passieren schlimme Dinge

Im Orangenkopf.

Nun, ich persönlich gedenke nicht, meine Lebensplanung an Donald Trump zu orientieren oder Elon Musk. Die Vereinigten Strafen von Amerika. Schon gar nicht an Frau Weidel. Geschweige an Bernd Höcke. Der ist ein dringender Fall für eine Gefährderansprache. Okay, natürliche Reaktion: Ich verachte diese Leute, ach was: Acht ist viel zu wenig, ich verzwölfe dieses Pack! Nur: Klug ist das nicht. Da mache ich sie größer, als sie sind. Nein, ich vernulle sie besser, ich verzwerge sie. Die sind alle nur vorübergehend. Es liegt an uns, etwas zu unternehmen: Morgen wählen gehen, diskutieren, demonstrieren, Meinung kundtun, demokratisch wählen. Sonst sitzt  bei uns irgendwann ein verurteilter Straftäter im Kanzleramt. Leider findet man in Washington noch keine Schilder wie das hier:

 

 

„Wir müssen uns immer auf die Zukunft freuen, ich meine – willst du jeden Tag aufwachen und alles ist ein Problem?“ Natürlich nicht, wer will das schon? Leider stammt dieses Zitat von Elon Musk. Daher lieber das hier: 1.461. Wem sagt das noch etwas? 1.461 Tage – das sind 35.064 Stunden oder 2.103 840 Minuten, das habe ich mit dem Zeitspannenrechner im Internet herausgefunden. Genau die Zeit, die Donald Trump im Weißen Haus verbringen wird. Davon sind jetzt __ Tage rum. Also merkt euch jetzt: ___. Aber nur bis morgen. Dann sind es nur noch ___ Tage*. Warum sage ich euch das? Ich will einfach, dass ihr ganz bei Trost seid. Gern geschehen.

Eine Frage noch: Warum hält die AfD ihre äußeren Reichsparteitage gerne in Rottweil ab? Haben wir nicht schon genug Imageprobleme wegen des Hundes? Gut, die haben die Leute in Chihuahua auch. Und in der Grafschaft Yorkshire. Sind die Blaubraunen Gewohnheitsverbrecher? Haben die uns so liebgewonnen? Gerne wird der Besuch von Alice Weidel angekündigt, ganz gleich, ob sie kommt oder nicht. Das Geheimnis ist ein geographisches: Von hier zur schweizerischen Gemeinde Einsiedeln sind es gerade mal 116 Kilometer. Dort lebt Alice Weidel, wie mein Schweizer Freund Bänz Friedli das ausdrückte, eine Alternative zu Deutschland. Sie hat es von hier nicht weit nach Hause. Oder banaler: Fuck, we are living next door to Alice.

 Vor den Braunen sollten wir keine Angst haben – um unsere Demokratie aber schon! Als wäre das nicht schon alles ätzend genug, liefert die AfD der Union im wahrsten Sinne eine Blaupause nach der anderen. Siehe „Die Ideen des Merz“. Noch eine Bemerkung zu Bernd Höcke, bei dem denke ich: Inländer raus! Natürlich verirren sich selten AfDler in Veranstaltungen wie diese – und wenn, geschieht es ihnen gerade recht. Aber ihr braucht ja manchmal auch ein bisschen Bestätigung, Ermutigung und Ermunterung, oder?

Die plustern sich auf und wir sollen schafbrav vor Angst erstarren, denn das macht uns handlungsunfähig. Ängste versauen einem eh schon den Alltag, da brauchen wir sie nicht auch noch in der Politik. Was macht man, wenn die Traute eine Flaute hat? Wie verhält man sich bei übermächtiger Angst beim Schuhkauf, Fachbegriff „Blahnikattacke“? Wie kann ich aus der Haut fahren, wenn jemand vor der Ausfahrt parkt? Welche Kufen nehme ich, wenn mir der Arsch auf Grundeis geht? Wo ist die nächste Klinik für Künstliche Befürchtung? Kann man mit Schlauchbootlippen ertrinken? Gehört Schunkeln schon zu Stimmungsschwankungen?

Vielleicht helfen uns erst einmal zwei Zitate weiter und ein kleiner Tipp für Panikangriffe. „Der ESC bildet einfach ab, wie schön wir es miteinander haben könnten, wenn wir wohlwollend miteinander sind und nicht so zerfressen vor Angst!“ Tom Neuwirth hat das gesagt, bekannt als Conchita Wurst. Wobei –manche ESC-Kompositionen sind schon zum Fürchten. Kurt Tucholsky: „Tiere wittern Furcht. Menschen wittern Furcht. Seitdem ich aber gelernt habe, dass alle sterben müssen, geht es schon besser.“ (Schloss Gripsholm).

Am liebsten würde ich am 23. Februar die endlichen Amtergebnisse von Hamburg gegen die vom Bund tauschen. SPD 32 %! Es ist  wahrscheinlich zu spät, um zu verhindern, dass der Merz schon im Februar beginnt. (Oh Merz, lass nach!) Aber falls ihr im näheren Umfeld jemanden habt, der AfD wählen will – einfach in den Keller locken, Schlüssel umdrehen, fertig. Und damit Sänze mit diesen unappetitlichen Themen!

Falls es aber jemanden tatsächlich mal überkommt mit der Angst: Sie können sich kostenlos eine App herunterladen, die heißt „Self Help for Trauma“, Selbsthilfe bei Trau­ma, entwickelt von Therapeuten, die u.a. mit Kindersoldaten in Ruanda und jungen Straftätern in Schweden gearbeitet haben – die App zeigt anschaulich ohne Sprachbarriere, wie man wieder runterkommen kann dank einer Technik, die sich „Klopfen nennt – Tapping“ – sehr empfehlenswert. Können Sie mich auch nachher drauf ansprechen. Ansonsten gilt: Angst abwählen! Fuck Fear! Gute Nacht. Isch over!

* Bitte bei Bedarf selbst einfügen.