Icheleien. Ein Beitrag zu einer Ausstellung im Forum Kunst, Rottweil
Icheleien
Die Welt dreht sich. Die Welt dreht sich um mich. Mich. Mich. Mich.
Ich. Ich. Ich.
Ich an meiner Stelle würde sagen: Ich ist ein Personalpronomen, aber die die meisten Leute verfügen nicht einmal über eigenes Personal.
Trotzdem ICH.
Das Ego muss im Zentrum stehen. Lego mit dem Ego.
Ego Schiele. Ego Bahr. Ego Krenz. Hugo Ego Balder. Egoman vibration.
Ein Ego von der Größe des Saarlands. Im Ego steckt das „Go“ schon drin.
Ego to go.
Liebe dich selbst wie deinen Nächsten. Nächstbesten.
Ich. Ich. Ich.
Das Ich kommt selten allein. Allein in der Hauptstadt gesellen sich dit Über-Icke und dit Unter-Icke hinzu.
Postkartenspruch: „All diese Egoisten denken nur an sich selbst. Nur ich, ich denke an mich!“ Lustig, aber traurig.
„Wir sind alle Individualisten!“ – „Ich nicht!“
Selbstverwirklichen? Selbstverunwirklichen?
Das regelt der Selbstverwaltungstrieb.
Räucherstäbchen sind out: Selbstbeweihräucherungsstäbchen in.
Selbständig oder selbstständig, also mit zwei „st“? Beides möglich.
Sogar Bäcker sind Eigenbrötler.
Eigenlob stinkt nicht. Eigenlob duftet.
Durch Eigennutz zum Eigenheim.
Ich. Ich. Ich. Drei Schichten in der Ichfabrik.
In wie vielen Wörtern sich das ICH eingenistet hat:
Selbstverständl-ICH. Herrl-ICH. Selbstherrl-ICH. Ich. Ich. Ich.
Trump. Putin. Orban. Erdogan.
Narzissmus handelt nicht von einer Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllisgewächse. (In Rottweil müsste man das „Nar“ mit zwei „r“ schreiben, um überhaupt Aufmerksamkeit zu gewinnen.)
Der brave Mann denkt an sich. Selbst zuletzt.
Selbstoptimierer. Ob die mir auch was bringen? Auf Einzelscheusale kann keine
Rücksicht genommen werden. Ich hab‘ den Bogen raus. Den Ellenbogen. Ungelogen!
Was du heute kannst besorgen, das füg auch keinem andern zu. Aber:
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch nicht – was willst denn du?
Altruismus, vergiss es, das fängt schon an mit der Silbe „Alt“, völlig out-of-time.
Vielleicht trotzdem das DU nicht vergessen: Du kannst mich mal.
Mit dem Ich auf du und du.
Bei der Selbstsuchtberatung springt der AB an, alles muss man selber machen.
Komm schon, selbst Basketballer haben manchmal das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein.
Und bestimmten Leuten fehlt serienmäßig der Rückspiegel.
Mark Zuckerberg und Elon Musk haben soeben eine Affenruhe vereinbart.
Die zehn Gebote aus der Karrierebibel, neu aufgelegt von Jeff Bezos.
Es geht nicht ums Geld. Das wichtigste Vermögen ist das Durchsetzungsvermögen.
America First! Magyarország elsö – Ungarn zuerst? Ungern.
Der Egoshooter ist eine Spielfigur, die man permanent kämpfend aus der „Ich-Perspektive“ durch zerbombte Städte steuert, um dort Gegner zu töten und Anlagen oder Einrichtungen zu sabotieren. Wer hat hier wem was abgeschaut? Das Spiel der Realität oder umgekehrt?
Im Ichthyosaurier steckt die Sau mit drin. Der Ichthyosaurier war vollständig an das Leben im Wasser angepasst und starb zu Beginn der Oberen Kreide aus. Die Obere Kreide war nicht die Finanzkrise 2008, das passierte 30 Millionen Jahre vor dem Aussterben der Dinosaurier. Gab es auf der Arche Noah eigentlich Aquarien oder einen Pool für Fische und Meeressäuger? Das frag ich mich, mich, mich.
Ich. Ich. Ich.
Persönl-ICH. Hauptsächl-ICH. Lächerl-ICH.
Ein Witz aus vergangenen Tagen. Helmut Kohl – klingelt da was? Kohls sitzen zuhause in der Küche. Helmut beim Kreuzworträtsel: „Du, Hannelore, hilf mir mal: Bundeskanzler mit vier Buchstaben?“ Hannelore: „Ei, überleg doch mal! Wer ist denn Bundeskanzler von Deutschland?“ Darauf Helmut: „Das bin doch ich! Momentemal – Ich: Das sind nur drei Buchstaben!“ Hannelore: „Helmut, denk doch mal nach – wen haben denn die Bürger beim letzten Mal zum Kanzler gewählt?“ Helmut zieht die Stirn kraus, dann breitet sich ein Lächeln auf seinem Antlitz aus: „Mich. Passt. Vier Buchstaben!“
Ich, ich, ich und ich, mach einen harten Schluss!
Ego ME absolvo.
Ausstellung vom 10.09. bis 05.11.2023 im Forum Kunst, Rottweil:
„Ich. Ich. Ich. Selbstdarstellung heute.“ Eröffnung Sa 09.09., 19h
Donnerstag, 12. Oktober: Ein Abend mit Thomas C. Breuer im Forum Kunst
